Die Augsburger O-Buslinie

 

Auch in Augsburg gab es einmal einen O-Bus! Ähnlich wie während der Wirtschaftskrise in den Dreißigerjahren die Siedlungen Firnhaberau und Hammerschmiede entstanden, entwickelte sich auch im Nordwesten der Stadt die neue Siedlung Bärenkeller. Der wirtschaftliche Aufschwung 1934 führte dort zu einem fortwährend sich ausdehnenden Wohngebiet. Die dort gegebene Bevölkerungsstruktur ließ eine gute Auslastung für eine Buslinie erwarten. Deshalb kam es am 11.11.1935 zur Eröffnung der Buslinie 13 von der Endstation der Tramlinie 4 in Oberhausen zum Bärenkeller mit 2,6 Kilometer Länge.

Sie stand in Konkurrenz zur Deutschen Reichsbahn mit ihrem Haltepunkt Hirblinger Straße, welcher eine Direktverbindung zum Hauptbahnhof darstellte. Durch Vorteile der Anbindung an die Tramlinie 4 konnte sich jedoch die Buslinie 13 gut behaupten, was sogar zu einer Reduzierung der an der Hirblinger Straße haltenden Züge führte. Die gute Auslastung und die kriegsbedingte Treibstoffknappheit führte 1940 zur Planung einer Oberleitungsbuslinie (O-Bus-Linie) anstelle der Buslinie 13 (bzw. 14 ab 1.12.1942 in Folge einer Umnummerierung).

Am 28.10.1943 nahm die nummernlose O-Bus-Linie mit der Bezeichnung Oberhausen - Bärenkeller ihren Betrieb auf. Nach einer Neuorganisation des gesamten Verkehrsbetriebes am Ende der Kriegswirren bekam die O-Bus-Linie die 8, in numerischer Folge an die sieben Straßenbahnlinien anknüpfend. Nunmehr bot sich eine Verlängerung der O-Bus-Linie 8 zum heutigen Eschenhof an, wo sich die dortigen Wohnhöfe Eschenhof und Eichenhof rasch ausdehnten.

Am 5.7.1947 erreichte mit Inbetriebnahme dieses Streckenastes die O-Bus-Linie ihre größte Ausdehnung und erhielt nun die Nummer 21 und die Linienbezeichnung Bärenkeller - Oberhausen - Eschenhof. Die stetig zunehmende Beförderungsleistung verlangte bald eine Ausweitung der Transportkapazität. Deshalb wurden ab 1.12.1949 nach Lieferung von zwei O-Bussen mit passenden Beiwagen die Taktzeiten verdichtet.

Die Freigabe des Bärenkellergebiets zur allgemeinen Bebauung ließ eine während des Berufsverkehrs einzusetzende Entlastungsbuslinie notwendig werden. Ab 20.5.1946 verkehrte deshalb die Buslinie 28A Oberhausen - Bärenkeller Süd über den Holzweg, während die O-Bus-Linie über die Hirblinger Straße zum Bärenkeller Nord führte und am Straßendreieck Mohnblumenweg wendete. Die Buslinie 28A mit einer Länge von 1,9 Kilometer wurde am 5.7.1947 zum Eschenhof verlängert, um auch hier die O-Bus-Linie zu verstärken und bekam nun die Nummer 21A mit einer Länge von 3,8 Kilometern.

Am 1.12.1949 wurde diese Linie eingestellt wegen der bereits genannten Kapazitätsausweitung der O-Bus-Linie. Diese wendete im Eschenhof über die Augusta- und Eschenhofstraße sowie die Bleicherbreite. Durch rege Bautätigkeit im Bärenkeller Süd und Entstehung hoher Bevölkerungsdichte auf Grund vieler Wohnblöcke (im Bärenkeller Nord überwiegend Siedlungshäuser) mußte schon im Jahr 1955 erneut eine eigene Buslinie von Oberhausen zum Bärenkeller Süd eingerichtet werden.

Vom 28.10.1955 an lief deshalb die Omnibuslinie 21S mit einer Länge von 2,6 Kilometern ab Tramendstation Oberhausen. Die O-Buslinie erhielt nun die Nummer 21N und verkehrte wie die Buslinie 21S in den Hauptverkehrszeiten im 7,5 Minutentakt, dazwischen im 15 Minutentakt und ab abends im 24 Minutentakt. Vom 9.11.1956 an wurde die Buslinie 21S in der Winterfahrplan-saison während der Berufsverkehrszeiten 5:30 Uhr bis 8 Uhr und 15:30 Uhr bis 19 Uhr bis zum Königsplatz verlängert. Damit wanderten viele Fahrgäste von der O-Bus-Linie 21N zur Buslinie 21S ab.

Daher war die Linie 21N im Ast Bärenkeller nicht mehr ausgelastet, dazu entgegengesetzt litt die O-Bus-Linie im Ast Eschenhof unter Überbelastung. Weiterhin entsprach das Fassungsvermögen der inzwischen veralteten O-Buszüge nicht mehr den verkehrstechnischen Anforderungen. Mit dem 17.3.1959 endete daher in Augsburg die O-Bus-Ära mit der Einstellung des Betriebszweiges. Omnibusse übernahmen nun den Betrieb der Linie 21N.

Beheimatet waren die O-Busse im Straßenbahnbetriebshof 1 am Senkelbach. Der dort noch heute fehlende Türpfosten zwischen den Gleisen 1 und 2 zeugt noch davon, denn hier wurden die O-Busse von einem Omnibus einrangiert, welcher auch die Schleppfahrten zu und von der Endstation der Linie 4 in Oberhausen übernahm, dem Startpunkt der O-Busse. Eine Beibehaltung des O-Bus-Betriebs hätte nicht nur neue Fahrzeuge verlangt, sondern auch den Bau einer O-Bus-Oberleitung bis zum Betriebshof am Senkelbach. Doch mit dem einsetzenden Trend zur Verdrängung des spurgebundenen Verkehrsmittels durch den Omnibus (Einstellung der Tramlinien 5 und 6 im Oktober 1960) hatte auch der O-Bus keine Chance mehr. Übrigens: Wie die Straßenbahn gilt auch der O-Bus nicht als Kraftfahrzeug wegen seiner (wenn auch erweiterten - beidseitig von der Oberleitung je 2,5 Meter) Spurbindung und unterliegt daher einer eigenen Betriebsordnung.

 

Quellennachweis Bilder

 

Bild 001 bis 006: Ludger Kenning

Bild 007 bis 017: Sammlung FdAS